Im Haus Brückenstraße 10 in Trier wurde am 5. Mai 1818 Karl Marx geboren. Seine Eltern, die jüdische Familie Marx, hatten hier sechs Räume gemietet, und er kam als einziges seiner acht Geschwister hier zur Welt, denn die Familie zog bereits im Herbst 1819 in ein eigenes Haus in der Simeonstraße um. Sein Vater konvertierte aus politischen und beruflichen Gründen zum Christentum, und auch seine Kinder und seine Ehefrau Henriette traten 1824 bzw. 1825 zum Protestantismus über.
In den Jahrzehnten nach dem Auszug der Familie Marx wurde das Haus mehrfach umgebaut und erweitert. 1928 erwarb die SPD das Gebäude, um hier ein Museum für die Geschichte der Arbeiterbewegung und eine Gedenkstätte für Karl Marx einzurichten. Dazu kam es aber erst nach dem 2. Weltkrieg, da die Nazis 1933 das Haus besetzt und die SPD enteignet hatten. Seit 1947 dient das Haus als Museum, 1968 wurde es an die SPD- nahe Friedrich-Ebert-Stiftung übergeben, die hier einen international besuchten Lern- und Informationsort einrichtete.
In der derzeitigen Ausstellung, die 2018 zum 200. Geburtstag von Karl Marx eröffnet wurde, ist das Gebäude selbst das größte Exponat. Karl Marx wird hier gezeigt als Familienmensch, als Denker und Revolutionär, als Philosoph, Journalist, Ökonom und Sozialwissenschaftler – und das vor dem Hintergrund der naturwissenschaftlichen, technischen und vor allem politischen Umbrüche des 19. Jahrhunderts. Welche Bedeutung dieser in Trier geborene jüdische Rechtsanwaltssohn noch heute in aller Welt hat, zeigt sich auch an den Besuchszahlen des Museums, in das Gäste aus über 100 Staaten und allen Kontinenten der Welt kommen.
Marx‘ Kritik an Staat und Verfassung seiner Zeit und seine scharfen Analysen der Wirkungsmechanismen des kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems begeistern viele. Intellektuelle und politische Aktivisten, soziale und politische Bewegungen haben ihn im 20. Jahrhundert groß gemacht. Sie benutzten ihn für ihre Zwecke – im positiven wie im negativen Sinn. Er gilt als politisches Symbol, als Heilsbringer, als Fratze des Kommunismus, als Ikone, aber auch als Impulsgeber für kritisches Nachdenken über unsere Gesellschaft. Sein Anspruch, die Welt verändern zu wollen, und seine Fragen nach den Ursachen von Armut und Wohlstand machen ihn noch heute aktuell.
Text: Elisabeth Neu
Redaktion: Prof. Dr. Frank G. Hirschmann
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