Jüdisches Leben in Trier – Zeittafel

Schon in der späten Römerzeit gab es in Trier eine jüdische Gemeinde. Ob es Kontinuitäten bis ins Mittelalter gab, ist unklar. Wohl seit dem 9. Jahrhundert lebten (wieder) Juden in Trier. Schriftlich bezeugt sind diese für das Jahr 1066. Auch der südlich der Stadt gelegene Judenfriedhof im Bereich der heutigen Antoniuskirche geht wohl auf das 11. Jahrhundert zurück.

Der Kreuzzugspogrom 1096 kostete in Trier nur wenige jüdische Mitbürger das Leben.

Seit dem frühen 12. Jahrhundert blühte das jüdische Leben in Trier wieder auf. Dieses konzentrierte sich im nahe an Markt und Dom gelegenen, eng bebauten Judenviertel. Dort verfügten die Juden über die nötige Infrastruktur wie Männersynagoge, Frauensynagoge, Ritualbad und Tanzhaus.

Nach der Vertreibung der Juden aus dem Königreich Frankreich 1306 ließen sich viele im Westen des Reiches und insbesondere auch in Trier nieder. Der Höhepunkt jüdischen Lebens in Trier war daher die 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts unter Erzbischof Balduin von Luxemburg. Damals lebten etwa 300 Juden in der Stadt, das entsprach rund 3 % der Bevölkerung.

1349 fand diese Blütezeit ein jähes Ende durch die Pestpogrome, die im gesamten Reich wüteten. Viele Überlebende flohen nach Polen, im Reich war das jüdische Leben weitestgehend zusammengebrochen. In den Städten wurden Juden nur unter strengen Auflagen und in geringer Zahl geduldet. 1418/19 wies Erzbischof Otto von Ziegenhain die Juden aus dem gesamten Trierer Erzstift aus, spätestens jetzt wurde auch der Judenfriedhof bei St. Antonius aufgegeben.

Erst um 1610/20 wurden im Erzstift wieder Juden geduldet, jedoch blieb ihre Anzahl sehr gering. Seit 1624 unterstanden sie einer »Judenordnung«. 1651 wurde der Judenfriedhof in der Weidegasse eröffnet.

1761 wurde die Synagoge in der Weberbach errichtet. In diesem durchweg armen Stadtviertel lebten Christen und Juden in enger Nachbarschaft.

Im 18. und 19. Jahrhundert kam es zu einer zunehmenden Assimilation, die Juden lebten verstreut über das ganze Stadtgebiet.

Mit dem Einmarsch der französischen Revolutionstruppen 1794 und vor allem durch den »Code Civil« Kaiser Napoleons von 1804 erhielten die Juden die volle Gleichberechtigung. Diese wurde jedoch schon 1808 und dann unter preußischer Herrschaft ab 1815 wieder deutlich eingeschränkt.

Wie in vielen preußischen Städten betrug der jüdische Bevölkerungsanteil auch in Trier im 19. Jahrhundert etwa 1 %.

1818 wurde Karl Marx in Trier geboren, er entstammte einer europaweit vernetzten jüdischen Familie und verließ Trier im Alter von 17 Jahren, um in Bonn zu studieren.

1859 ersetzte die Synagoge an der Zuckerbergstraße diejenige in der Weberbach. Die Trierer Juden waren zu jener Zeit überwiegend liberal und reformiert, daneben gab es eine kleine orthodoxe Minderheit.

Mit der Reichsgründung 1871 wurden die Juden – zumindest theoretisch – gleichberechtigte Bürger.

Um 1910/20 entstand der heute in den Hauptfriedhof integrierte, neue jüdische Friedhof.

Schon bald nach der Machtergreifung Hitlers 1933 sah sich die jüdische Bevölkerung zunehmenden Repressionen ausgesetzt. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurde auch in Trier die Synagoge geplündert und geschändet. Zu diesem Zeitpunkt hatte rund die Hälfte der etwa 600 Trierer Juden fliehen können. Ab 1939 waren die Juden vollkommen entrechtet, sie erhielten Kennkarten, ihr Besitz wurde »arisiert«, ab 1941 wurden sie unter Arrest gestellt und in die Ghettos, Konzentrationslager und Vernichtungslager im Osten deportiert. Dort wurden wohl über 300 Trierer Juden ermordet.

Nach Kriegsende kehrten 20 von ihnen nach Trier zurück, 14 begründeten die neue jüdische Gemeinde. 1957 feierte man die Einweihung der neuen Synagoge in der Kaiserstraße, die Reste der Synagoge an der Zuckerbergstraße wurden abgerissen.

Erheblichen Zuwachs erfuhr die bis dahin nur sehr kleine Trierer Judengemeinde ab 1990 durch den Zuzug von 800 sogenannten »Kontingentjuden« nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Heute zählt die jüdische Kultusgemeinde Trier etwa 500 Mitglieder, sie ist orthodox ausgerichtet und zeichnet sich durch ein reges Gemeindeleben und zahlreiche Angebote für junge Menschen aus. Religiös betreut wird die Gemeinde durch den Rabbiner von Thionville.

1996 wurde an der Universität Trier das Arye Maimon-Institut gegründet, ein international geschätztes und vernetztes Forschungszentrum für Geschichte der Juden.

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