Objekte

Judaica im Stadtmuseum Trier

Fragment einer Thorarolle aus der alten Trierer Synagoge am Zuckerberg

Pergament
Fragment einer Thorarolle aus der alten Trierer Synagoge am Zuckerberg
Das hebräische Wort Thora bedeutet Weisung, jedoch wird der Begriff Thora in vielen Bedeutungen gebraucht. Die engste bezeichnet die fünf Bücher Mose, die das Volk Israel nach der Darstellung der Thora am Berg Sinai erhalten hat. Eine Thorarolle gehört zur Grundausstattung jeder Synagoge. Aus ihr wird während des jüdischen Gottesdienstes vorgelesen. Dieses Fragment konnte während der Schändung und Zerstörung der Trierer Synagoge am Zuckerberg am 9. November 1938 gerettet werden.
Stadtmuseum Simeonstift Trier, Leihgabe der jüdischen Kultusgemeinde Trier

Vorhang für einen Thoraschrein

Textil, 1950er-Jahre
Vorhang für einen Thoraschrein
Thoraschreine zur Aufbewahrung der Thorarollen sind bereits seit der Antike verbreitet und in der Regel in der nach Jerusalem weisenden Ostwand einer Synagoge eingelassen. Dieser Schrein ist mit einem Vorhang (Parochet) bedeckt, der zu bestimmten Anlässen (Wallfahrtsfeste und zehn Tage der Umkehr) durch einen weißen Vorhang ersetzt wird. Am Fasttag Tisch beAv bleibt der Schrein unbedeckt. Verbreitete Schmuckmotive sind eine Krone als Symbol für Gott, Löwen als Hinweis auf den Stamm Juda, Gesetzestafeln oder die beiden Säulen des Salomonischen Tempels.
Stadtmuseum Simeonstift Trier, Leihgabe der jüdischen Kultusgemeinde Trier

Thora-Wimpel (Mappa)

Textil, 1790
Thora-Wimpel (Mappa)
Mit Segenswünschen oder Symbolen wie Krone, Gesetzestafeln und Löwen bestickte Thorawimpel aus Samt oder Seide wurden Jungen im Alter von etwa drei Jahren als Ausdruck der Zugehörigkeit zur jüdischen Gemeinde geschenkt. Anlässlich der Bar Mizwa, dem Fest der Religionsmündigkeit, sowie zur Hochzeit wurde damit die Thora geschmückt.
Stadtmuseum Simeonstift Trier, Inv.-Nr. VII 829

Misrachtafel mit Eichenblätterkranz

kolorierte Radierung, 19. Jh.
Misrachtafel mit Eichenblätterkranz
Zur Angabe der Gebetsrichtung hingen in vielen Synagogen und privaten Häusern Misrach-Tafeln an der nach Jerusalem weisenden Ostwand. Davor versammelten sich fromme Juden dreimal am Tag zum Gebet. Die hebräische Aufschrift der Tafel lautet: »Psalm 113 / Vom Sonnenaufgang bis zu ihrem Niedergang / sei der Name des Ewigen gelobt. / OSTEN / Von der Seite Geist des Lebens. / Psalm 16 / Immer ist mir der Ewige Gegenwärtig.«
Stadtmuseum Simeonstift Trier, Inv.-Nr. V 997

Sabbatlampe (Sabbatampel)

Messing, 19. Jh.
Sabbatlampe (Sabbatampel)
In jüdischen Haushalten werden zur festlichen Mahlzeit am Freitagabend Sabbat-Lampen entzündet. Diese von der Decke hängenden Öllampen aus Bronze, Messing oder Silber besitzen oft eine sternförmige Form mit zahlreichen Schnäuzen und einen darunter hängenden Auffangbehälter.
Stadtmuseum Simeonstift Trier, Inv.-Nr. X 724

Sederteller

Zinn, 1748
Sederteller
Der Sederabend bildet den Auftakt des jüdischen Pessach-Festes. Im Rahmen eines festlichen Abendessens wird in der Familie in einem streng geregelten Ritus an den Auszug aus Ägypten erinnert. Auf dem Tisch stehen Speisen, die symbolisch an die Zeit in Ägypten und an die Flucht erinnern: Matze (ungesäuertes Brot als Symbol für die Eile beim Aufbruch), Salzwasser oder Essig (für die Tränen, die bei der Zerstörung des Tempels in Jerusalem vergossen wurden), ein Sederteller mit weiteren Lebensmitteln mit symbolischer Bedeutung sowie ein Becher Wein für den Propheten Elija.
Stadtmuseum Simeonstift Trier, Inv.-Nr. X 979

Römische Öllampe mit siebenarmigem Leuchter (Menora)

Replik nach einem Original im Rheinischen Landesmuseum Trier
Römische Öllampe mit siebenarmigem Leuchter (Menora)
Diese wohl aus Nordafrika stammende und im Jahr 1901 in Trier bei Kanalbauarbeiten an der Ecke Hauptmarkt/Judengasse gefundene antike Öllampe wurde von dem später von den Nationalsozialisten ermordeten Trierer Oberrabbiner Dr. Adolf Altmann (1879-1944) im Jahr 1930 wissenschaftlich bearbeitet und als Beleg für die Existenz einer jüdischen Gemeinde in römischer Zeit gedeutet.

»Stolperstein« für Esther Wolff, geb. Levy

Messing und Beton, 2004
»Stolperstein« für Esther Wolff, geb. Levy
Der Kölner Künstler Gunter Demnig verlegt seit 1996 „Stolpersteine“ zum Gedenken an die Opfer des nationalsozialistischen Terrors, seit 2005 auch in Trier. In der Stadt sind es inzwischen mehr als 200. Bei dem im Stadtmuseum Simeonstift Trier ausgestellten Exemplar handelt es sich um einen "Probestolperstein", den Gunter Demnig bei der Vorstellung des Projektes in Trier als Anschauungsobjekt mitgebracht hatte.
Stadtmuseum Simeonstift Trier, Inv.-Nr. X 954

Grabsteine

Grabstein des Jakob

Trier, Dietrichstraße, datiert 16. September 1262 bis 5. September 1263
Grabstein des Jakob
Noch fünfzeilige hebräische Inschrift, Übersetzung nach E. L. Rapp:

Dieser Stein / wurde aufgestellt / zu Häupten des Knaben / Jakob, des Sohnes des Herrn Samuel, / der begraben wurde im Jahre 5023. / [---].

Rheinisches Landesmuseum Trier, Sandstein. – Inv. 1911,422 (Rapp Nr. 1)

Grabstein der Belkin

Trier, Viehmarktplatz/Ecke Viehmarktstraße, datiert 9. Februar 1349
Grabstein der Belkin
Zwölfzeilige hebräische Inschrift in Übersetzung nach E. L. Rapp/W. Binsfeld:

Dies ist / der Grabstein der Frau / Belkin, der Tochter des Herrn Salomo, / die verstarb mit einem guten Namen / am Montag, dem 20. Tage / im ersten Adar des Jahres / 109 des / 6. Jahrtausends. Es ruhe ihre Seele / im Bündel der Lebendigen zusammen mit den übrigen / Gerechten der Welt und den gerechten Frauen. / Amen, Amen, / Sela.

Rheinisches Landesmuseum Trier, Sandstein. – Inv. ST 6510a (Rapp Nr. 6)

Jüdischer Grabstein, nachträglich zu einem Kreuz umgearbeitet

Trier, Jüdemerstraße, datiert 25. Januar oder 24. Februar 1346
Jüdischer Grabstein, nachträglich zu einem Kreuz umgearbeitet
Erhalten ist der rechte untere Teil des Grabsteins mit Resten der vier letzten Zeilen der hebräischen Inschrift, Übersetzung nach E. L. Rapp:

[---] / welchem sie Ruhe verschafften [---] / zu Beginn des Monats Adar [---] / im Jahre 106 der (kleinen) Zeitrechnung. / Amen, [Sela].

Nach der Auflösung des jüdischen Friedhofs wurde der Grabstein zu einem Kreuz umgearbeitet, wohl um den Sieg des Christentums über den jüdischen Glauben zu veranschaulichen.

Rheinisches Landesmuseum Trier, Sandstein. – Ohne Nr. (Rapp Nr. 3)

Grabstein für eine Märtyrerin

Fundort unbekannt, datiert 6. September 1347 bis 24. August 1348
Grabstein für eine Märtyrerin
Fragment einer achtzeiligen hebräischen Inschrift, Übersetzung nach E. L. Rapp/A. Haller:

[Dieses] Mal, / [errichtet] zu Häupten von Frau / [---, welche] erschlagen wurde / [--- wegen] der Heiligung des Gottesnamens / [--- im Jahre 10]8 der (kleinen) Zeitrechnung / [--- im] 6. [Jahrtausend] / [---] Amen, / [---] Amen.

Die Wendung »wegen der Heiligung des Gottesnamens« drückt das Märtyrertum der Toten aus, die um ihres Glaubens willen ermordet worden ist.

Rheinisches Landesmuseum Trier, Sandstein. – Ohne Nr. (Rapp Nr. 5)

„Vollständiges praktisches Kochbuch für die jüdische Küche“ von Bertha Gumprich

Gedruckt in Trier im Verlag von Kaufmann & Co, erstmalig 1888
„Vollständiges praktisches Kochbuch für die jüdische Küche“ von Bertha Gumprich„Vollständiges praktisches Kochbuch für die jüdische Küche“ von Bertha Gumprich

Seinerzeit ein Bestseller – das jüdische Kochbuch von Bertha Gumprich. Das in Trier erschienene Werk ist lebendiges Zeichen für die reichhaltige jüdische Alltagskultur in Stadt und Land, denn ihm gelang es, jüdische Kulinarik und regionale Speisen bekannt zu machen. Das Buch war etwa als Geburtstagsgeschenk für Mädchen auch aus christlichen Familien sehr beliebt!

Bezüglich des zunächst selbst verlegten Werks äußert Gumprich ambitioniert, dass trotz derer Vielzahl „an einem guten jüdischen Kochbuch … entschiedener Mangel“ sei, denn: „Die … vorhandenen Kochbücher sind entweder nicht jüdisch oder nicht praktisch“.

BETE'AVÓN – Guten Appetit!

Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier, Signatur: 23 A 557 (fünfte, bedeutend vermehrte und verbesserte Auflage, ca. 1901) / Beitrag als Objekt des Monats Juli 2023

Bewegte Mischna – ein Erzeugnis jüdischer Buchdruckerkunst

Ein Buch aus Italien, seltener als die Gutenbergbibel
Bewegte Mischna – ein Erzeugnis jüdischer BuchdruckerkunstBewegte Mischna – ein Erzeugnis jüdischer Buchdruckerkunst

Im weltoffenen Sabbioneta waren auch die Juden und ihr Kunstschaffen willkommen, von Autodafés jüdischer Schriften blieb man dort verschont: In der Werkstatt des Druckers Foà arbeiteten im 16. Jahrhundert Experten aus halb Europa, ihre Druckerzeugnisse waren ein interkulturelles Projekt, Christen und Juden ergänzten sich. Man produzierte etwa Nachdrucke der verbrannten hebräischen Bücher, darunter auch eine Mischna (Basis des Talmud).

Nachdem die jüdische Kultur auch in Sabbioneta zerschlagen wurde, verteilte sich das Handwerk in verschiedene Himmelsrichtungen, weswegen die Mischna, von der auch die Stadtbibliothek ein Exemplar besitzt, in Mantua fertiggestellt wurde.

Mehr über den aufwendig gestalteten, seltenen Druck und seine Rolle für die jüdische Kultur in Trier erfährt man beim Objekt des Monats April 2021.

Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier, Signaturen: Ju 6 bis Ju 8 (Einzelbände, Werk unvollst.) / Objekt des Monats April 2021

Hebräische Fragmente der Stadtbibliothek

Versteckte Texte aus Trier und Eberhardsklausen
Hebräische Fragmente der StadtbibliothekHebräische Fragmente der Stadtbibliothek

Mehrere hundert handschriftliche Bruchstücke umfasst die Sammlung hebräischer Textfragmente in der wissenschaftlichen Stadtbibliothek. Die zumeist aus den Einbänden der Eberhardsklausener Beständen stammenden Bruchstücke gelten als die bedeutendste derartige Sammlung in Deutschland – inklusive immer wieder wichtiger Neuentdeckungen.

Zusammengenommen mit den wenigen Fragmenten aus den Trierer Klöstern und dem Dom stellt sich die Frage, warum diese als Einbandstabilisierung gedachten Blätter und Streifen so oft in der Bibliothek begegnen: Da sich rechtgläubigen Juden der Verkauf ihrer Texte verbot, ist anzunehmen, dass es etwa nach Pogromen zur Zerstörung und zum Verlust jüdischen Schrifttums kam.

Handschriftenfragmente der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier, beschrieben in: „Bruchstücke mittelalterlicher Handschriften im Tresor der Stadtbibliothek Trier“ und den „Hundert Highlights“ (dort Nr. 15 u.a.)

„Aus reiner Liebe zur Wissenschaft“: Drucke aus dem Umfeld der Gebrüder Maas und Mayer in Trier

Medien-Startup im Trier des 19. Jahrhunderts: Kolonialwaren, Papierhandel, Druckerei, Verlag
„Aus reiner Liebe zur Wissenschaft“: Drucke aus dem Umfeld der Gebrüder Maas und Mayer in Trier

Ausgehend von einer damals sog. Kolonialwarenhandlung gründeten die Trierer Unternehmersöhne Maas 1867 zusammen mit Kaufmann Adolph Mayer eine Art Startup, wie man heute vielleicht sagen würde. Geschäftsfelder: Papierherstellung, Buchdruck und Verlagsgeschäft – man spezialisierte sich auf jüdische Literaturgeschichte.

Und so erschien im Umfeld der Unternehmung, genauer im aus ihr ausgekoppelten Verlag von Sigmund Mayer, dem jüngeren Bruder A. Mayers, eine dreibändige Anthologie der ‚Jüdischen Literatur seit Abschluss des Kanons‘ (1894/96).

Sie ist unter den Signaturen 20 A 489 bis 20 A 491 in der Stadtbibliothek zu finden und unterstreicht das Selbstverständnis des Verlags: Man drucke, so S. Mayer im Vorwort einer früheren Verlagsproduktion, „ohne irgend einen materiellen Zweck aus reiner Liebe zur Wissenschaft“.

Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier, Signaturen: 20 A 489 bis 20 A 491 / Objekt des Monats März 2021

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