Adele Elsbach

Paulinstraße 119, 54292 Trier

Der Hintergrund zum Hören

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Im Haus Paulinstraße 119 wurde 1908 Adele Elsbach geboren, eine für ihre Zeit bemerkenswert moderne jüdische Künstlerin. Das Stadtmuseum Simeonstift wurde auf sie aufmerksam, als in einem Aktionshaus 2018 neun Zeichnungen für farbige Glasfenster versteigert wurden. Die Arbeiten bestechen durch ihr klare, formal reduzierte, bisweilen futuristisch anmutende Formensprache. Adele Elsbach orientierte sich an den damals aktuellen Kunstströmungen des Art déco, des Kubismus, des Futurismus und des Bauhauses. Sie gehörte offenbar zu den jungen Frauen, welche die neuen Möglichkeiten, die sich in der Zeit der Weimarer Republik für die Ausbildung im Bereich Architektur, Kunst und Kunsthandwerk boten, für sich zu nutzen wussten.

Über ihre Schul- und Berufsausbildung sowie das weitere Leben wissen wir leider fast nichts. Ihre Eltern waren der Maßschneider Eduard Elsbach und seine Frau Franziska, geborene Marx. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wurde die Berufsausübung für die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger erheblich eingeschränkt. Davon war gewiss auch Adele Elsbach betroffen. 1936 konnte sie noch den Führerschein erwerben, den sie allerdings bereits 1938 als Jüdin wieder abgeben musste. Zu diesem Zeitpunkt war sie als Lehrerin an der Jüdischen Volksschule tätig. In ihrer 1939 ausgestellten Kennkarte wird (wie schon im Adressbuch der Stadt Trier von 1930) als Beruf Kunstgewerblerin angegeben. In ihrer Tätigkeit als Lehrerin schrieb sie im Mai 1941 in das Tagebuch ihrer Schülerin Marianna Reusch, geborene Elikan: »Nur das Echte ist wahr und das Wahre echt. Alles Gute wünscht Dir Adele Elsbach«.

Bereits im Oktober 1941 wurde ihre Kollegin Else Huth deportiert. Adele Elsbach führte danach die Schule offenbar allein weiter, bis diese dann im Sommer 1942 geschlossen wurde. Doch auch ihr blieb das Schicksal ihrer Kollegin nicht erspart: Nachdem sie aus ihrer Wohnung vertrieben und mehrmals innerhalb der Stadt zwangsumgesiedelt worden war, wurde sie im Juni 1943 in das Bischof Korum-Haus am Rindertanzplatz gebracht, der Sammelstelle für Jüdinnen, die für die Transporte in den Osten vorgesehen waren. Man brachte sie mit dem Zug über Berlin in das Konzentrationslager Theresienstadt. Von dort wurde sie am 6. Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz überführt und vermutlich kurze Zeit später ermordet.

Text: Dr. Bernd Röder
Redaktion: Prof. Dr. Frank G. Hirschmann

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