Im Haus Zuckerbergstraße 20 wurde 1892 Max Lazarus geboren, der in den 1920er-Jahren zu den bedeutendsten Künstlern in Trier und zu den gefragtesten Synagogenmalern im Westen Deutschlands gehörte. Seine Geschichte ist die Geschichte vieler jüdischer Menschen: Es ist die Geschichte einer erzwungenen Emigration, der Zerstörung einer hoffnungsvollen Karriere, des Verlustes geliebter Menschen und natürlich die Geschichte einer zerrissenen Familie.
Max Lazarus machte in Trier eine Ausbildung zum Kirchenmaler. Nach dem Besuch der Handwerker- und Kunstgewerbeschule hat er sich an den progressivsten Kunstgewerbeschulen in Deutschland weitergebildet, unter anderem in Düsseldorf, München, Weimar und Berlin. Zurück in Trier gehörte er zu den Mitbegründern der Trierer Künstlergilde und hatte erfolgreiche Ausstellungen. Er heiratete, bekam 1924 eine Tochter und baute noch im gleichen Jahr ein Haus in der Deutschherrenstraße.
Die Nationalsozialisten begannen kurz danach mit der kulturellen »Säuberung«: Max Lazarus wurde nicht Mitglied der Reichskulturkammer, durfte nicht mehr ausstellen und verdiente den Lebensunterhalt für sich und seine Familie als Anstreicher. Im Herbst 1938 gelang ihm die Emigration in die USA, zunächst nach St. Louis. Auch dort hatte er recht schnell Erfolg und wurde Mitglied der St. Louis Artist Guild. Dann wurde Tuberkulose festgestellt, und er musste nach Denver ziehen, der »Mile High City«. Dort gab es bessere Luft und ein jüdisches Sanatorium, in dem er zwei Jahre Patient war. Während dieser Zeit hat er seine Mitpatienten in Kunst unterrichtet. Das war so erfolgreich, dass er im Anschluss als Kunstlehrer dort angestellt wurde.
Er kam nach dem Krieg 1956 zurück nach Trier, um seine Familienmitglieder zu suchen. Er hatte sechs Geschwister, zwei Brüder und vier Schwestern. Drei dieser Schwestern wurden im Holocaust ermordet, an sie erinnern die Stolpersteine vor der Tür des Elternhauses. Zurück in Denver wurde bei ihm Magenkrebs festgestellt, im Dezember 1961 ist er verstorben. Das Stadtmuseum Simeonstift hat 2010 eine Ausstellung zu seinem Gedächtnis ausgerichtet. Zur Eröffnung kamen 27 Familienmitglieder aus der ganzen Welt, die sich teilweise nach 70 Jahren zum ersten Mal wieder getroffen haben. Es bleibt zu hoffen, dass mit dieser Familienzusammenführung und mit dieser Ausstellung die Erinnerung an Max Lazarus bewahrt werden kann.
Text: Dr. Bärbel Schulte
Redaktion: Prof. Dr. Frank G. Hirschmann
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