Karl Marx’ Wohnhaus

Simeonstraße 8, 54290 Trier

Der Hintergrund zum Hören

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Karl Marx entstammte einer europaweit verzweigten jüdischen Familie: Ein Großvater war Ungar, der andere Böhme. Eine Großmutter hatte Wurzeln in der heutigen Ukraine, und die andere war eine reiche Amsterdamer Kaufmannstochter. Sein Vater war Franzose, seine Mutter Niederländerin, und Karl Marx ist als Preuße geboren. Als er gut ein Jahr alt war, kaufte sein Vater das Haus in der Simeonstraße 8. Dort lebte Karl Marx 15 Jahre lang, er machte in Trier sein Abitur und ging dann nach Bonn, um zu studieren.

Nachdem Trier von 1794 bis 1814 unter französischer Herrschaft gestanden und von zahlreichen Infrastrukturmaßnahmen profitiert hatte, fiel die Stadt an das Königreich Preußen. Dadurch wurde sie von den traditionellen Absatzmärkten abgeschnitten. Zudem litten die Trierer unter den mangelnden Investitionen und der Erhebung einer Mahl- und Schlachtsteuer, etwa 80 % lebten an oder unter der Armutsgrenze. Verschärft wurde die Lage auch dadurch, dass die Preußen das jahrhundertealte Recht der Bürger, in den Wäldern Brennholz zu sammeln, abschafften und gegen Verstöße rigoros vorgingen. Zeitweise saßen mehrere Hundert Bürger in dem überfüllten Gefängnis.

Zu den Spannungen zwischen den Trierern und den Preußen trug auch die Haltung des Bildungsbürgertums bei, das in Trier von der Aufklärung und den Gedanken der Französischen Revolution geprägt war. Hierzu gehörten auch die Marxens und die von Westphalens, die Eltern seiner späteren Frau Jenny. Geprägt war dieses Bürgertum zudem durch liberale Denkweise, Vielsprachigkeit und ein hohes Bildungsniveau.

Hinzu kamen die religiösen Gegensätze: Die Trierer waren zu nahezu 100 % katholisch bis auf die kleine jüdische Minderheit, die 1 % der Bevölkerung ausmachte, die Preußen dagegen waren protestantisch geprägt. Karl Marx kannte also durch seine Herkunft das Judentum (der Vater konvertierte aus beruflichen Gründen mitsamt der Familie zum Protestantismus), als Trierer war er zudem mit dem Katholizismus vertraut.

Er hat also sowohl fortschrittliches Denken schon durch sein familiäres (und schulisches) Umfeld als auch tiefe Armut bereits in Trier kennengelernt – nicht erst später in Berlin oder in London.

Text: Prof. Dr. Frank G. Hirschmann
Redaktion: Prof. Dr. Frank G. Hirschmann

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