Judenviertel

Judengasse 3, 54290 Trier

Der Hintergrund zum Hören

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Im Mittelalter erstreckte sich das Judenviertel zwischen Hauptmarkt, Jakobsgasse und Stockstraße. Es war zunächst über vier Pforten zugänglich, und wurde ab 1338 nach einem Vertrag zwischen dem Erzbischof und der Stadtgemeinde durch drei Tore erschlossen. Ein Tor befand sich am Ende der Judengasse, die Kleine Judenpforte, in der Stockgasse lag die Große Judenpforte, die heute ebenso wie die Untere Pforte in der Jakobsgasse nicht mehr vorhanden ist. Im mittelalterlichen, dicht bebauten Judenviertel wohnten ungefähr 300 Personen.

1235 bauten vier jüdische Familien in der heutigen Judengasse vier Wohnhäuser, eines davon ist in der Hausnummer 2 noch zum Teil erhalten. Im Keller befindet sich der älteste Raum mit einem Kreuzgratgewölbe, darüber ein 1311 erheblich umgebautes Haus mit den typischen Merkmalen eines gotischen Trierer Bürgerhauses: Giebelfassade, Fenster mit Blendbogen und zwei Eingänge zum Keller und zum Wohnhaus. An der Nordseite der Gasse befanden sich ebenfalls Wohnhäuser und dahinter der Große Judenplatz mit Männersynagoge und Frauensynagoge, wobei die Männersynagoge bereits im 11. Jahrhundert schriftlich erwähnt ist. Ferner gab es dort das sogenannte Tanzhaus, in dem neben Hochzeiten auch rituelle Feierlichkeiten für die Gemeinde in Trier und die Juden aus der Umgebung stattfanden. In der Nähe der Männersynagoge befand sich auch das Hospital und gegenüber dem Großen Judenplatz eine Mikwe für rituelle körperliche und seelische Waschungen. Die Mikwe am Ende der heutigen Judengasse ist wahrscheinlich im Keller des noch erhaltenen Gebäudes erhalten. Es handelt sich um einen großen, ebenfalls mit Kreuzgratgewölbe gedeckten Raum, von dem aus ein weiterer Raum erschlossen wird – weitere Untersuchungen stehen noch aus. Auf dem heutigen offenen Stockplatz, der sich zur Jakobsgasse öffnet, standen im Mittelalter einige mehrstöckige Giebelhäuser, in denen auch mehrere jüdische Familien wohnten. Diese Häuser waren von der Hinteren Judengasse umgeben und noch bis ins 19. Jahrhundert erhalten. Nach dem Pogrom im Jahr 1349 lebten nur wenige jüdische Familien in der Stadt, darunter Meister Symon, Arzt des Erzbischofs, der im Haus in der Judengasse 2 wohnte. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurden die Juden aus Trier vertrieben.

Text: Dr. Marzena Kessler
Redaktion: Prof. Dr. Frank G. Hirschmann

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