Dieser Stein / wurde aufgestellt / zu Häupten des Knaben / Jakob, des Sohnes des Herrn Samuel, / der begraben wurde im Jahre 5023. / [---].
Dies ist / der Grabstein der Frau / Belkin, der Tochter des Herrn Salomo, / die verstarb mit einem guten Namen / am Montag, dem 20. Tage / im ersten Adar des Jahres / 109 des / 6. Jahrtausends. Es ruhe ihre Seele / im Bündel der Lebendigen zusammen mit den übrigen / Gerechten der Welt und den gerechten Frauen. / Amen, Amen, / Sela.
[---] / welchem sie Ruhe verschafften [---] / zu Beginn des Monats Adar [---] / im Jahre 106 der (kleinen) Zeitrechnung. / Amen, [Sela].
Nach der Auflösung des jüdischen Friedhofs wurde der Grabstein zu einem Kreuz umgearbeitet, wohl um den Sieg des Christentums über den jüdischen Glauben zu veranschaulichen.
[Dieses] Mal, / [errichtet] zu Häupten von Frau / [---, welche] erschlagen wurde / [--- wegen] der Heiligung des Gottesnamens / [--- im Jahre 10]8 der (kleinen) Zeitrechnung / [--- im] 6. [Jahrtausend] / [---] Amen, / [---] Amen.
Die Wendung »wegen der Heiligung des Gottesnamens« drückt das Märtyrertum der Toten aus, die um ihres Glaubens willen ermordet worden ist.
Seinerzeit ein Bestseller – das jüdische Kochbuch von Bertha Gumprich. Das in Trier erschienene Werk ist lebendiges Zeichen für die reichhaltige jüdische Alltagskultur in Stadt und Land, denn ihm gelang es, jüdische Kulinarik und regionale Speisen bekannt zu machen. Das Buch war etwa als Geburtstagsgeschenk für Mädchen auch aus christlichen Familien sehr beliebt!
Bezüglich des zunächst selbst verlegten Werks äußert Gumprich ambitioniert, dass trotz derer Vielzahl „an einem guten jüdischen Kochbuch … entschiedener Mangel“ sei, denn: „Die … vorhandenen Kochbücher sind entweder nicht jüdisch oder nicht praktisch“.
BETE'AVÓN – Guten Appetit!
Im weltoffenen Sabbioneta waren auch die Juden und ihr Kunstschaffen willkommen, von Autodafés jüdischer Schriften blieb man dort verschont: In der Werkstatt des Druckers Foà arbeiteten im 16. Jahrhundert Experten aus halb Europa, ihre Druckerzeugnisse waren ein interkulturelles Projekt, Christen und Juden ergänzten sich. Man produzierte etwa Nachdrucke der verbrannten hebräischen Bücher, darunter auch eine Mischna (Basis des Talmud).
Nachdem die jüdische Kultur auch in Sabbioneta zerschlagen wurde, verteilte sich das Handwerk in verschiedene Himmelsrichtungen, weswegen die Mischna, von der auch die Stadtbibliothek ein Exemplar besitzt, in Mantua fertiggestellt wurde.
Mehr über den aufwendig gestalteten, seltenen Druck und seine Rolle für die jüdische Kultur in Trier erfährt man beim Objekt des Monats April 2021.
Mehrere hundert handschriftliche Bruchstücke umfasst die Sammlung hebräischer Textfragmente in der wissenschaftlichen Stadtbibliothek. Die zumeist aus den Einbänden der Eberhardsklausener Beständen stammenden Bruchstücke gelten als die bedeutendste derartige Sammlung in Deutschland – inklusive immer wieder wichtiger Neuentdeckungen.
Zusammengenommen mit den wenigen Fragmenten aus den Trierer Klöstern und dem Dom stellt sich die Frage, warum diese als Einbandstabilisierung gedachten Blätter und Streifen so oft in der Bibliothek begegnen: Da sich rechtgläubigen Juden der Verkauf ihrer Texte verbot, ist anzunehmen, dass es etwa nach Pogromen zur Zerstörung und zum Verlust jüdischen Schrifttums kam.
Ausgehend von einer damals sog. Kolonialwarenhandlung gründeten die Trierer Unternehmersöhne Maas 1867 zusammen mit Kaufmann Adolph Mayer eine Art Startup, wie man heute vielleicht sagen würde. Geschäftsfelder: Papierherstellung, Buchdruck und Verlagsgeschäft – man spezialisierte sich auf jüdische Literaturgeschichte.
Und so erschien im Umfeld der Unternehmung, genauer im aus ihr ausgekoppelten Verlag von Sigmund Mayer, dem jüngeren Bruder A. Mayers, eine dreibändige Anthologie der ‚Jüdischen Literatur seit Abschluss des Kanons‘ (1894/96).
Sie ist unter den Signaturen 20 A 489 bis 20 A 491 in der Stadtbibliothek zu finden und unterstreicht das Selbstverständnis des Verlags: Man drucke, so S. Mayer im Vorwort einer früheren Verlagsproduktion, „ohne irgend einen materiellen Zweck aus reiner Liebe zur Wissenschaft“.
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